Steven Weber: The Success of Open Source

von Hendrik Scheider

In acht Kapiteln umkreist der Autor der voraussichtlich 2004 erscheinenden Publikation "The Success of Open Source"1 das Softwareentwicklungs- und Eigentumsmodell Open Source. Mit einer fachübergreifenden Analyse, die nicht nur auf der Informatik fußt, sondern auch auf Soziologie, Politologie, Ökonomik und Philosophie, leistet Weber zweierlei. Sowohl erklärt er das empirische Phänomen, dass es ein loser Verbund von professionellen Programmierern und Hobbyisten geschafft hat, wertvolle und komplexe Software hervorzubringen in einer weltweit einmaligen kollektiven Anstrengung. Doch er verallgemeinert auch den Ansatz im Sinne einer echten Theorie, die mehr leisten muss, als das Erscheinungsbild zu umfassen, aus dem sie abgeleitet wurde.

So liegt auch die Vermutung nahe, dass Weber kein Informatiker ist. Und in der Tat sieht er die Informatik und ihre Begleiterscheinungen allein als Gegenstand der Betrachtung. Seinen ersten akademischen Grad erwarb Weber in Geschichte, nachdem er in Mathematik gescheitert war. Anschließend ging er auf die Medical School in Stanford, wo ihm die wissenschaftlich-theoretische Arbeit der ersten Jahre gefiel. Doch die praktisch orientierten höheren Semester ließen ihn sich erneut umorientieren, sodass er schließlich eher zufällig beim Institut für Politikwissenschaften landete. Ganz offensichtlich ein glücklicher Zufall, denn 1989 wurde ihm dort der Doktortitel verliehen.

Heute doziert Professor Weber an der Universität von Kalifornien, Berkeley, und sein besonderes wissenschaftliches Interesse gilt der internationalen politischen Ökonomie, dem politischen und sozialen Wandel in der "new economy" und der europäischen Integration. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem das von ihm herausgegebene Buch "Globalisierung und die europäische politische Ökonomie" (erschienen bei Columbia University Press) sowie zahlreiche Artikel zur amerikanischen Außenpolitik, der politischen Ökonomie von Handel und Finanzen, der politischen Landschaft nach dem Kalten Krieg und zur Europäischen Integration. Außerdem war er wissenschaftlicher Berater der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Mit GNU/Linux und damit der Entwicklungsphilosophie Open Source kam Weber zum ersten Mal 1999, also aus computerhistorischer Sicht recht spät, in Berührung. Der Bottom-up-Ansatz und das kollektive Leistungsvermögen bei scheinbar gänzlich fehlender institutionalisierter Kontrolle haben ihn sogleich fasziniert, sodass er begann, nicht nur Linux, sondern auch die vielen anderen wichtigen Projekte näher zu betrachten. Und bei der empirischen Aufarbeitung des Phänomens kam ihm als Historiker gelegen, dass die community ihre Kommunikation minutiös in Log-Dateien und E-Mails archiviert... (Auszug)

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Hendrik Scheider studiert Informatik sowie systematische Sprachwissenschaft und Mediensemiotik an der TU Berlin. Er hat an der weltweit beachteten Studie "Who Is Doing It?" zur Motivation von Libre-Software-Entwicklern mitgearbeitet. Seine Diplomarbeit trägt den Titel "Eine Ausführungsumgebung für Mobile Java im Rahmen interaktiver Gerätesimulationen." Als Software-Entwickler arbeitet er in einer auf Simulationen und Fragen der Handhabbarkeit mobiler Endgeräte spezialisierten Firma.



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