von Yacine Gasmi
Die große Wirtschaft hat die Open-Source-Bewegung lange Zeit für
uninteressant gehalten, weil sie schlicht keine konkurrenzfähigen
Produkte von einer Gemeinschaft erwartete, in der Software als Hobby
programmierfreudiger Individuen und ohne unternehmerisches Dachwerk entstand.
Open Source galt mehr als Spielwiese für Idealisten denn als
Umfeld für professionelle Softwareentwicklung.
Durch den sichtbaren Erfolg zahlreicher Projekte, allen voran Linux, hat
in den letzten Jahren jedoch ein Umdenken stattgefunden. Branchenriesen
wie IBM oder SAP setzen zunehmend auf diesen alternativen Weg der Softwareentwicklung.
Auf IBMs Inititiative hin entstand das Eclipse-Projekt, in dem namhafte
Softwareunternehmen an der Herstellung einer Open-Source-Programmierumgebung
arbeiten. Und SAP, dessen Datenbank SAP DB seit Oktober 2000 unter einer
Open-Source-Lizenz vertrieben wird, ist im Mai 2003 eine Partnerschaft
mit dem schwedischen Unternehmen MySQL AB eingegangen, um gemeinsam eine
Open-Source-Datenbank zu entwickeln.
Diesen Trend hin zu einer Öffnung gegenüber dem Open-Source-Gedanken
verdeutlicht auch das Engagement diverser IT-Branchenführer in den
Open Source Development Labs (OSDL). Die OSDL wurden 2000 durch ein Konsortium
der Unternehmen IBM, HP, CA, Intel und NEC gegründet. Zu den Mitgliedern
zählen inzwischen über 30 namhafte Firmen aus dem IT-Sektor.
Durch die Unterstützung geeigneter Projekte mittels Bereitstellung
von Entwicklungs- und Testumgebungen sollen Enterprise-Lösungen für
Linux entwickelt und somit dessen Einsatz in Unternehmen forciert
werden.
Die Beweggründe für das Engagement der genannten Firmen mögen
vorrangig ökonomischer Art sein und sollen an dieser Stelle auch
nicht diskutiert werden. Die genannten Beispiele zeigen aber, dass Freie
Software4 inzwischen ernst genommen wird, da man erkannt hat, dass diese
Art und Weise der Softwareentwicklung durchaus qualitativ hochwertige
Produkte hervorbringen kann... (Auszug)
Yacine Gasmi studierte zunächst Medieninformatik an der Eberhardt-Karls-Universität Tübingen, bevor er zum Hauptstudium an die TU-Berlin wechselte, wo er sich seit Oktober 2002 innerhalb des Studiengebietes "Informatik und Gesellschaft" mit gesellschaftspolitischen Aspekten der Informatik befasst. Im Jahrbuch war er verantwortlich für das Kapitel "Technik" und die Gestaltung der Internetpräsenz.