von Peter H. Ganten
1 Einleitung und Aufgabenstellung
Die Ausgangssituationen mittelständischer Unternehmen hinsichtlich
der Einführung bzw. dem systematischen Ausbau der Verwendung
von Open-Source-Software (OSS) können - auf den ersten
Blick betrachtet - unterschiedlicher nicht sein. Allein für
den Begriff "mittelständisches Unternehmen" gibt es unterschiedliche
Definitionen. In diesem Artikel sollen darunter Unternehmen mit wenigstens
100 und höchstens 2000 Mitarbeitern verstanden werden. Es ist selbstverständlich,
dass man für ein so breites Spektrum von Unternehmen aus ganz unterschiedlichen
Branchen kein "Kochrezept" zur Einführung von Linux oder
anderer OSS geben kann. Im Gegenteil: Abhängig von der technischen
Ist-Situation, von den in einem bestimmten Unternehmen mit Hilfe der Informationstechnologie
(IT) zu lösenden Problemen sowie den kurz-, mittel- und langfristigen
Zielen, insbesondere aber auch von der Art und Menge technischer Kompetenz
und nicht zuletzt abhängig vom Budget, können die konkreten
Schritte bei der Einführung von OSS völlig unterschiedlich
aussehen.
Zwei Beispiele seien hier genannt: Auf der einen Seite eine Regionalbank
(ca. 2000 Mitarbeiter), welche die praktischen und strategischen Vorteile
von OSS für sich erkannt hat, Linux bereits für eine Reihe von
Aufgaben einsetzt und nun konkrete Hilfe bei der Optimierung eines
Bereiches ihrer IT-Infrastruktur auf der Basis Linux benötigt. Und
auf der anderen Seite eine mittelständische Spedition unter familiärer
Führung (ca. 400 Mitarbeiter), die zunächst einmal nur erfahren
möchte, ob und in welchen Bereichen der Einsatz von Linux und anderer
OSS praktikabel und lohnenswert ist. Während es im ersten Beispiel
zunächst so aussieht, als müssten die grundsätzlichen Fragen
des Einsatzes von OSS dort nicht mehr beleuchtet werden und die Arbeit
der externen und internen Fachleute dort zum großen Teil klassische
IT-Konzeptionierungs- und -Implementierungstätigkeit wäre, muss
im zweiten Fall (der Spedition) zunächst eine genaue Analyse der
Ist-Situation hinsichtlich technischer Voraussetzungen und der Unternehmensstruktur
sowie hinsichtlich der Ziele des Unternehmens stehen.
Nichtsdestotrotz gibt es viele Gemeinsamkeiten und letztendlich eine mögliche
Basisstrategie, die in immer abgewandelter Form, mit unterschiedlichen
Schwerpunkten und Erweiterungen, die Analyse der Potentiale von OSS
für mittelständische Unternehmen sowie die erfolgreiche
Einführung begleitet... (Auszug)
Peter H. Ganten ist Gründer und Geschäftsführer der Univention GmbH. Er hat sich mehrfach an der Entwicklung von Open-Source-Software beteiligt und arbeitete vor der Gründung der Univention GmbH als IT-Consultant, Trainer und Autor. Mit der Univention GmbH war er an zahlreichen Migrationsprojekten beteiligt.