Open Source im Kapitalismus: Gute Idee - falsches System?

von Lydia Heller und Sabine Nuss

In den letzten fünf Jahren haben Freie und Open-Source-Software (OSS) eine rasante Karriere hingelegt. Noch 1998 schrieb die Neue Zürcher Zeitung in einem Artikel über die gerade populär werdende "Linux-Community" von "einer Art Software-Kommunismus", der im Begriff sei, die Märkte zu unterwandern (Reichert 1998). Der Gedanke des freien Nutzens, der freien Weitergabe und der offenen Kooperation mutete revolutionär an und so manch einer las darin gar die "Keimzelle" einer neuen Gesellschaftsordnung. Doch zunehmend erfuhren die Rebellen ihren "marktwirtschaftlichen Ritterschlag": Apple zum Beispiel baut Teile seines neuesten Betriebssystems MacOS X auf Open-Source-Software auf, IBM engagiert sich mit dem Eclipse-Projekt in der Entwicklung einer Open-Source-Entwicklungsumgebung. Und sogar die Research-Abteilung der "Deutsche-Bank-Gruppe", die langfristige Trends in Wirtschaft, Finanzwelt und Gesellschaft analysiert, macht sich inzwischen Gedanken über "Free Software - Big Business?" (DB Research zit. nach Heise 2002). Open-Source-Software, so die Prognose, werde in Zukunft in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung mehr und mehr zum Einsatz kommen.

Der Einzug von Open Source in die Geschäftswelt geht allerdings nicht ganz reibungslos vonstatten: Zum einen bedarf es einer recht ausgeklügelten Palette eigentumssichernder Maßnahmen (Lizenzen und anderer Verträge), um mit oder auf der Basis von Open Source überhaupt Geld verdienen zu können. Zum anderen ist die Verbreitung von Open Source begleitet von einer teilweise sehr emotional und ideologisch geführten Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern von Open Source. Beispielsweise verklagte jüngst die SCO Group den Konzern IBM auf eine Milliarde US-Dollar Schadensersatz, weil IBM im Rahmen seiner Linux-Initiative "geistiges Eigentum" von SCO gestohlen haben soll (Heise 2003b).

Im Rahmen dieser Auseinandersetzung werden Argumente vorgebracht, die durchaus repräsentativ sind für die Positionen der Gegner von Open Source. So verkündet SCO auf ihrer Webseite: "We believe that the 'progress of science' is best advanced by vigorously protecting the right of authors and inventors to earn a profit from their work. [...] copyright law serves public ends by providing individuals with an incentive to pursue private ones." (McBride 2003) ... (Auszug)

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Lydia Heller, M. A., ist Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin. Sie studierte Kommunikations-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Gegenwärtig ist sie Volontärin bei der Deutschen Welle in Bonn.

Sabine Nuss ist Politologin und Journalistin. Sie studierte an der FU Berlin Politikwissenschaften im Diplomstudiengang und promoviert derzeit zum Thema "Privateigentum in einer immateriellen Welt." Sie ist Redaktionsmitglied der Prokla, Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft.



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