von Jan Mühlig
Ein Artikel aus dem Open Source Jahrbuch 2005, Kapitel Technik. Lizenzierung:
Open-Source-Software (OSS) steht im Ruf, wenig nutzungsfreundlich und daher für "normale" Anwender kaum geeignet zu sein. Einige selbsternannte "Beobachter" führen dies vor allem auf das geringe Interesse der nicht- kommerziellen Entwickler zurück, sich mit Ergonomie oder Usability (Nutzungsfreundlichkeit) zu beschäftigen. Meine Erfahrungen mit verschiedenen Open-Source-Projekten führen zu einem differenzierteren Bild. In meinem Aufsatz gehe ich zunächst auf einige Strukturbedingungen der OSS-Entwicklung ein und zeige, wie sie sich auf Usability auswirken - soweit möglich im Vergleich zu kommerzieller Software-Entwicklung. Im Weiteren beschreibe ich die Herausforderungen, wie in Zukunft Benutzungsfreundlichkeit im Open-Source-Bereich umgesetzt und fest etabliert werden kann. Hier spielen zwei Faktoren eine wesentliche Rolle: Die Integration von Usability und Ergonomie in die Praxis der Open-Source-Entwicklung sowie die Bereitstellung und Schulung von Usability-Ressourcen (Experten, Einrichtungen, Wissen). Wenn dies umgesetzt werden kann, dann hat OSS mittelfristig die Chance, Benutzerfreundlichkeit als (Markt-)Vorteil auszuspielen.
Jan Mühlig (M.A.) ist Vorstand und Gründer der
relevantive AG
und u. a. Mitautor des "Linux Usability Report" von 2003. Er studierte in Regensburg,
Mainz, Chicago und Lausanne und hat einen Magister in Soziologie. Sein Interesse
gilt insbesondere der projektbegleitenden Usability und damit der Frage, in welchen
Prozessen die Benutzerfreundlichkeit für die Open-Source-Entwicklung integriert
werden kann.