Ein Artikel aus dem Open Source Jahrbuch 2005, Kapitel Gesellschaft. Lizenzierung:
1. Einleitung zum Kapitel Gesellschaft
Setzt man sich eingehender mit Open Source auseinander, erkennt man schnell, wie
vielschichtig und komplex deren Strukturen sind. Es scheint sich, oberflächlich betrachtet,
in ähnlicher Weise wie in der freien Marktwirtschaft zu verhalten, in der
jeder einzelne Mitwirkende zuerst an sein eigenes Wohl denkt, davon aber alle insgesamt
profitieren. Die Zahl der Open-Source-Projekte und deren Teilnehmer ist dabei
in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen, wie man z. B. den verschiedenen
Plattformen wie sourceforge entnehmen kann. Es handelt sich offensichtlich um
mehr, als nur eine Alternative innerhalb der Softwareentwicklung. Das Fundament,
auf dem Open Source basiert, liegt in einem anderen Verständnis des Eigentumbegriffs
begründet. Das geschaffene Wissen wird der Allgemeinheit übertragen, jeder
hat Zugriff darauf. Niemand soll auf diese Weise von erzeugtem Wissen ausgeschlossen
werden können. Vielmehr soll durch Kooperation und Teilnahme bestehendes
Wissen genutzt werden, um Ideen und Innovationen und damit neues und besseres
Wissen schaffen zu können.
Dieses Kapitel versucht, einen Einblick in das Phänomen Open Source aus der
Perspektive der Geisteswissenschaften zu gewähren. Die hier vorgestellten Beiträge
sollen dazu dienen, den Blick für weitere kulturelle, historische und gesellschaftliche
Überlegungen und Fragen zu schärfen. Nicht selten sind allerdings Überlegungen
und Theorien, die sich mit dem Phänomen Open Source aus einem gesellschaftlich,
kulturellen Blickwinkel befassen, pathetisch angehaucht oder empirisch nicht unbedingt
gehaltvoll. In der Redaktion gab es einige kontroverse Diskussionen bezüglich
solcher Texte. Sie stellen jedoch den jetzigen Diskussionsstand dar, daher haben sich
die Redaktion und die Herausgeber für das Abdrucken der Texte entschieden, wenn
sie die Relevanz für weitere Diskussionen als gegeben ansahen. Jeder Leser sei hier
dazu angehalten, die betrachteten Überlegungen zu reflektieren und sich selbst ein
Urteil über die Qualität der Beiträge zu bilden. Denn es treffen unterschiedliche Ansichten
und Vorstellungen aufeinander, die in vielen Fällen mehr Fragen aufwerfen,
als klärende Antworten geben zu können. [...]
Sebastian Ziebell studiert seit Oktober 2000 Informatik an der
Technischen Universität Berlin.
Die Schwerpunkte in seinem Studium sind "Softwaretechnik" und
"Informatik und Gesellschaft". Er hat das Kapitel Gesellschaft betreut.