»Open Source - Die Rückkehr der Utopie?«

von Christian F. Görlich und Ludger Humbert

Ein Artikel aus dem Open Source Jahrbuch 2005, Kapitel Gesellschaft. Lizenzierung:

Zusammenfassung / Abstract

Die hier getätigten Überlegungen wollen zunächst als Beitrag zur Selbstaufklärung der Open-Source-Bewegung verstanden werden. Unter Rückgriff auf eine differenzierende Begrifflichkeit und klassische Problemstellungen der Philosophie in ihrem besonderen Verhältnis zu den Einzelwissenschaften - hier insbesondere der Soziologie und Wissenschaftsgeschichte - sollen Fragehorizonte rekonstruiert werden, die Antworten erhoffen lassen, die dann in den Auseinandersetzungen um Open Source auch den Anspruch der Akteure auf die Mündigkeit zu stärken versprechen. Aus dem aufgewiesenen Fragehorizont wird in diesem Beitrag eine wissens- /wissenschaftssoziologische Problemstellung thematisiert, die Open Source als gesellschaftliches Subsystem in den Blick nimmt und im Anschluss an Merton (1972) über die leitenden Normen reflektiert. In einem Exkurs wird unter Bezug auf Hagstrom (1965) dem Ursprung der gegenwärtigen Diskussion um die Open-Source-Bewegung als einer Tauschgesellschaft nachgegangen. Abschließend wird mit Blick auf den Titel dieses Beitrages darüber räsoniert, welche Funktionen das Subsystem Open Source in Analogie zu ähnlichen Subsystemen, die sich um Kreativität formieren, für das gesellschaftliche Gesamtsystem wahrnehmen könnte. Es geht insbesondere auch darum, den Begriff einer "Informatischen Vernunft" zu etablieren und in seinem Verhältnis zur Allgemeinbildung zu bestimmen. Informatische Vernunft will nicht nur instrumentelle Kenntnis sein, Informatische Vernunft will in dem epochaltypischen Schlüsselbereich der "neuen technischen Steuerungs-, Informations- und Kommunikationsmedien" (Klafki 1991a, S. 59) den philosophischen Anspruch der Aufklärung wach halten.


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Die Autoren

Christian F. Görlich (Studiendirektor) machte an der Universität Münster sein Staatsexamen in den Fächern Deutsch, Philosophie, Soziologie und Erziehungswissenschaften. Er ist Leiter des Seminars Gymnasium/Gesamtschule im Studienseminar für Lehrämter an Schulen in Hamm. Nach einer zeitweiligen Abordnung an das Schulkollegium in Münster übernahm er in der Lehrerausbildung die Fachleitung für die Fächer Sozialwissenschaften und Philosophie am Studienseminar für die Sekundarstufe II in Hamm. Er ist weiterhin wissenschaftlicher Mitarbeiter (Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Bielefeld) im Forschungsprojekt "Theoriebildung als Gruppenprozess" (Zuständigkeitsbereich Psychoanalyse) und ist Lehrbeauftragter für Philosophie an den Universitäten in Münster und Paderborn.

Ludger Humbert (Dr. rer. nat.) studierte bis 1976 Informatik an der Universität Paderborn. Nach seinem zweiten Studium wurde er Informatiklehrer. An der Universität Siegen promovierte er 2003 in der Didaktik der Informatik mit dem Thema "Zur wissenschaftlichen Fundierung der Schulinformatik". Derzeit ist er Informatiklehrer an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bergkamen und Informatikdidaktiker und Lehrerbildner am Studienseminar Hamm. Er beschäftigt sich u. a. mit wissenschaftstheoretischen Fragen und Standards zur informatischen Bildung. Darüber hinaus arbeitet er im Aufgabenausschuss für den Bundeswettbewerb Informatik.



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